Julian Köster & Heiner Brand: Interview mit zwei Generationen Handball (2024)

„Thema gleich stoppen!“: Mit dieser Frage hatte Handball-Brand NICHT gerechnet

Julian Köster & Heiner Brand: Interview mit zwei Generationen Handball (1)
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Kurt Hofmann

Der eine ist der Beckenbauer des Handballs, weil er als Spieler (1978) und Trainer (2007) Weltmeister wurde. Der andere ist Deutschlands derzeit komplettester Spieler und Silber-Gewinner bei Olympia. Das große Handball-Interview mit Heiner Brand (72) und Julian Köster (24).

Julian Köster & Heiner Brand: Interview mit zwei Generationen Handball (3)

Herr Brand, erinnern Sie sich an den 6.5.1978?

Brand: Nein, keine Ahnung.

Da gab es ein Spiel in Elsenfeld gegen den TV Großwallstadt, es war der letzte Spieltag der Saison in der Handball-Bundesliga.

Brand: Oh ja, dann lassen Sie uns mal das Thema gleich stoppen.

Warum stoppen?

Brand: Wir haben da mit einem Tor die deutsche Meisterschaft verloren. Mein Freund Kurt Klühspies hat, glaube ich, das entscheidende Tor mit fünf Schritten vorher geschossen, aber es hat trotzdem gegolten und war ziemlich bitter für uns, weil wir eigentlich der Favorit in der Saison waren.

So und jetzt kommt der Clou, Herr Köster. Das Endergebnis dieses Spiels war 12:11...

Köster: Ui, ui, ui. Das ist ja heute nicht mal mehr ein Halbzeitergebnis.

Deshalb die Anschlussfragen. Könnten Spitzenspieler von damals heute noch mithalten? Und könnten Spieler von heute den Handball von damals mit noch anderem Regelwerk überleben?

Brand: Wir könnten mit Sicherheit heute nicht mehr mitspielen. Ich denke, es ist illusorisch, solche Gedanken überhaupt zu haben, weil sich das Spiel eben stetig weiterentwickelt hat. In den seither vergangenen 46 Jahren sind die Spieler athletischer geworden, das Spiel ist schneller und schneller geworden. Es ist ein ganz, ganz anderes Spiel geworden. Wir waren zu unserer Zeit gut und die Jungs jetzt sind gut. Und wegen des unterschiedlichen Regelwerks – mit Sicherheit waren damals einige Dinge härter, ich würde fast sagen brutaler.

Haben sie damals auch mit Harz und mit nicht ganz aufgepumpten Bällen gespielt?

Brand: Die Bälle waren praller aufgepumpt, Harz wurde natürlich nicht in diesen Mengen auf den Ball oder auf die Hände getan. Wir haben den Ball ganz anders gegriffen mit unserer damaligen Technik. Da waren auch diese Dreher, die zum Beispiel heute ja jeder können muss, gar nicht möglich. Julian hat jetzt ja ein paar Schwierigkeiten damit.

Köster (lacht): Ja, das stimmt.

Wie wäre es, wenn man Ihnen das Harz wegnähme, Herr Köster?

Köster: Das wäre gar nicht gut. Ich hatte erst Mittwoch ein Fotoshooting und da werden immer neue Bälle ziemlich dolle aufgepumpt und sie sind nicht eingeharzt. Dann sind sie mir reihenweise weggerutscht. Ich will gar nicht wissen, wie das in einem Spiel wäre. Das Harz ist schon sehr, sehr wichtig für uns.

Haben Sie sich auf YouTube schon mal alte Handballspiele von früher angesehen, Herr Köster?

Köster: Ja klar, aber was heißt alte Spiele?

Brand (grinst): Sag nichts Falsches jetzt, okay?!

Köster: Da ist natürlich schon ein ganz anderer Handball gewesen, Heiner hat es ja vorhin gesagt. Alles ist viel, viel schneller geworden auch mit ganz anderen Techniken. Gerade in den letzten Jahren hat sich der Handball schon noch mal sehr weiterentwickelt.

Herr Brand, klebten Sie bei Olympia auch gebannt am Bildschirm?

Brand: Das Abschneiden der deutschen Mannschaft war überragend, die Mannschaft hat überzeugt. Sie ist toll als Gemeinschaft und als Team aufgetreten. Es war eine überragende Leistung. Natürlich auch in einigen Phasen mit dem notwendigen Glück, dass man vielleicht bei den Turnieren vorher nicht hatte. Diesmal ist bis zum Endspiel alles super gelaufen.

Schon verarbeitet, was da vollbracht wurde in Frankreich, Herr Köster?

Köster: Ja, so langsam schon. Ich bin sehr, sehr stolz auf das, was wir erreicht haben. Wir haben ein tolles Turnier gespielt, bis auf das Endspiel. Aber so eine Silbermedaille bei Olympia, das hätte vorher jeder unterschrieben.

Die letzten Sekunden im Viertelfinale gegen Frankreich gingen in die Handball-Geschichte ein.

Brand: Also so etwas habe ich noch nie gesehen und ich hätte es auch nicht für möglich gehalten. Das war für mich total neu und ich habe mein erstes Endspiel schon 1961 gesehen und noch verdammt viele Endspiele oder wichtige Spiele mehr, aber so etwas war ganz neu für mich.

Was haben Sie in dem Moment gedacht als Dika Mem ihnen den Ball in die Hand spielt, Herr Köster?

Köster: In dem Moment habe ich tatsächlich kurz nachgedacht, jetzt bloß nicht den Ball irgendwie doof wegschmeißen, weil wenn ich den direkt wieder zurückspiele, dann ist ja das Spiel vorbei. Ich habe dann auch noch die richtige Entscheidung getroffen, den Ball zu Renars Uscins zu spielen, der hat ohnehin in dem Spiel alles getroffen. In den sechs Sekunden hat alles gestimmt, was stimmen muss, damit so etwas überhaupt funktioniert.

Brand: Es war ein Fehler, der Dika Mem nicht passieren darf. Der auch keinem dieser Spieler jemals wieder passieren wird. Aber man treibt eben einen Mannschaftssport und da gehören die Fehler des Einzelnen hinzu, die eine funktionierende Mannschaft zu akzeptieren hat.

Den zweiten Teil des großen Interviews lesen Sie ab Montag. Dann sprechen Köster und Brand über vermeintlich übermächtige Dänen, die Auferstehung des VfL Gummersbach, und wer neuer deutscher Meister in der Daikin-Handball-Bundesliga werden könnte.

Die Top-5-Tore der HBL-SaisonUnfassbar, was Legende Gensheimer HIER macht

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